Augenerkrankungen

Im Rahmen der jährlichen Augenuntersuchung für Zuchthunde, werden die Tiere auf zahlreiche erblich bedingte Augenerkrankungen untersucht, zum Glück kommen nur wenige Erkrankungen beim Lapphund vor. Aber für jeden Züchter ist es genauso wichtig, dass auch Hunde die nicht in der Zucht gehen, darauf untersucht werden, denn nur so, kann die Rasse gesund bleiben. Diese Untersuchungen geben dem Züchter die Möglichkeit seine Zuchtpläne anzupassen, eventuell sogar Hunde aus der Zucht zu nehmen.

Ich will auch hier nur die Erkrankungen nennen, die mir beim Lapphund bekannt sind.



Follikuläre Konjunktivitis

Dies passt zwar nicht unter die Katagorie erbliche Augenerkrankungen, aber ich wusste nicht wo ich das jetzt noch platzieren sollte ;) Was nach Auskunft von Lapphunde-Besitzern häufiger bei Lappis Auftritt ist im Junghundealter, die sogenannate follikuläre Konjunktivitis. Schwieriges Wort, daher möchte ich dies hier mal kurz auch mit aufgreifen. Einige Lappis zeigen so ab der 12. Woche einen verstärkten Ausfluss von Tränenflüssigkeit, gelegentlich ist die Sclera (der weiße Teil im Auge) rötlich, oder die Bindehäute sind rötlich, aber nicht bei jeden Lapphund. Es kann auch unterschiedlich stark ausgeprägt sein, von nur einzelnen wenigen Bläschen (Follikel) bis hin zur Orangenhaut. Festgestellt wird diese Erkrankung indem der Hund betäubende Augentropfen bekommt und der Tierarzt hinter das dritte Augenlid schaut. Und ab da hängt sehr viel vom Tierarzt ab. Finja war auch betroffen, leider bin ich an einen Tierarzt gekommen, der dies operiert hat, was das ganze nochmals verschlimmert hat, dann bin ich an einen Tierarzt (DOK) gekommen, der dies langfristig mit Augentropfen behandelt hat, am Anfang mit Kortisonhaltigen, danach mit speziell für ihn hergestellten Augentropfen aus Pilzen, damit war Finja gut eingestellt. Dann bin ich an einen anderen DOK-Tierarzt geraten, der diese Bläschen mit einer über den Finger gestülpten Mullbinde "weggekratzt" hat. Mit der zweiten Läufigkeit war das ganze dann Geschichte. Gründe für diese Erkrankung ist das Einfahren des Immunsystems und damit eine Überaktivität dieses. Häufig reguliert sich das ganze mit Ende der Pupertät.



Membrana Pupillaris Persistens (MPP oder im Englischen PPM abgekürzt)

Im embryonalen Entwicklungsstadium ist die Linse von einem Blutgefässnetz umgeben. Der vordere Anteil des Blutgefässnetzes wird Pupillarmembran genannt. Diese embryonalen Gefässnetze bilden sich in der Regel bis zum Zeitpunkt des Öffnens der Augen zurück. Findet diese Rückbildung nicht vollständig statt, bleiben Gewebereste auf der Iris oder auf der Linse bzw. der Linsenkapsel bestehen. Häufig sieht man linienförmige Gewebereste/-spangen die lediglich die Iris betreffen, oder punktförmige Pigmentreste auf der vorderen Linsenfläche. Bei ausgeprägteren Rückbildungsstörungen findet man Gewebsverbindungen, die von der Iris zur Linse oder von der Iris zur Hornhaut ziehen und dort jeweils Trübungen verursachen. Bei grossflächigen Trübungen der Linse oder Hornhaut kann eine starke Sehbehinderung vorliegen. Leichte Formen dieser angeborenen Rückbildungsstörung fallen meistens nicht auf: es sind entweder zarte linienförmige Strukturen auf der Iris oder braune punktförmige Pigmentablagerungen auf der Linsenvorderfläche (im Zentrum der Pupille zu sehen). Es kann sich bei der MPP um eine spontane oder erbliche Rückbildungsstörung der Pupillarmembran handeln. Hunde die mit MPP diagnostiziert worden, erhalten eine Zuchtauflage, dass der Partner frei von MPP sein muss.

Persistierende hyperplastische Tunica vasculosa lentis / persistierender hyperplastischer primärer vitreus (PHTVL/PHPV)

Im embryonalen Entwicklungsstadium ist die Linse von einem Blutgefässnetz (Tunica vasculosa lentis) umgeben, welches sich in der Regel bis zum Zeitpunkt des Öffnens der Augen zurückgebildet hat. In seltenen Fällen findet diese Rückbildung nicht vollständig statt, und es bleiben Gewebereste und teilweise auch Blutgefässreste auf der Linsenrückfläche bzw. der Linsenkapsel zurück. Je nach Ausmass der Rückbildungsstörung bleiben lediglich kleine punktförmige Trübungen zurück, die mit freiem Auge nicht erkennbar sind, oder ausgedehnte Trübungen, die zur Sehbehinderung führen. In ausgeprägten Fällen ist auch die Form der Linse verändert (Lentikonus), die Linse kann Blutreste enthalten und es kann ein Gewebsstrang zwischen der Linsenhinterfläche und dem Sehnervenkopf mit oder ohne blutführendes Gefäss bestehen bleiben. Diese Erkrankung wird in 6 verschiedene Grade eingeteilt, Grad 1 darf noch in die Zucht, wobei der Zuchtpartner frei von der Krankheit sein muss, während Grad 2 bis 6 zuchtausschließend sind. Es kann sich wie bei MPP um eine erbliche oder spontane Rückbildungsstörung handeln.

Distichiasis

Distichiasis beschreibt das Auftreten von Härchen oder Wimpern am eigentlich freien, unbehaarten und glatten Lidrand des Auges. Dort liegen die Ausführungsgänge der so genannten Meibom-Drüsen, die eigentlich eine eher ölige Substanz bilden, die sich mit der Tränenflüssigkeit vermischt und dafür sorgt, dass diese nicht zu schnell verdunstet. Bei Distichiasis entspringen aus diesen Meibom-Drüsen kleine Härchen. Dabei kann es sich um einzelne, feine Härchen handeln oder auch um ganze Haarnester oder borstige Haare. Die Haare können Richtung Hornhaut wachsen, wobei sei über die Hornhaut reiben können, trifft dies zu, müssen die Häarchen gezogen werden, sie können aber auch wie die Wimpern vom Auge weg wachsen. Diese Haare nennt man auch Distichien. Distichiasis kann am Ober- oder Unterlid auftreten. Bonny und Angel haben im Augenwinkel 1-2 dieser Distichien, diese wachsen vom Auge weg, somit hat sie keine Probleme damit. Selbst ich selbst hatte bereits Distachien, wurde vom Augenarzt mit einer Pinzette herausgezogen und das wars.

Von ektopischen Zilien spricht man, wenn überzählige Wimpern aus versprengten Haaranlagen in der Lidbindehaut wachsen. Sie entspringen aus echten Haaranlagen und nicht aus Meibom-Drüsen, wachsen aber auch in Richtung der Augenoberfläche.

Auch hier handelt es sich wahrscheinlich um eine erblich bedingte Erkrankung, so dass auch hier eine Zuchtauflage erteilt wird und der Partner frei sein muss.

Katarakt

Der Begriff "grauer Star" (medizinischer Fachausdruck: Katarakt) bezeichnet eine Trübung der Linse im Auge. Es gibt verschiedene Arten von Katarakt - polaris, punctata, nuklearis...

Die Linse gehört neben der Hornhaut und dem Glaskörper zu den "durchsichtigen" Strukturen des Auges, durch die das einfallende Licht in das Auge dringt. Die Aufgabe der Linse ist es, die einfallenden Lichtstrahlen zu brechen, so daß ein scharfes Bild auf der Netzhaut entsteht. Die Linse hat somit eine wichtige Funktion bei dem Sehvorgang der Tiere. Es gibt viele unterschiedliche Gründe für eine Trübung der Linse. Bei nahezu allen Rassen und dementsprechend auch bei Mischlingen gibt es angeborene und vererbte Formen des grauen Stars. Weiterhin kann der graue Star durch Verletzungen oder Entzündungen des Auges zustande kommen. Auch Allgemeinerkrankungen wie z.B. die "Zuckerkrankheit" (Diabetes mellitus) können zu einer Eintrübung der Linse führen oder auch im Alter kann es zur Trübung der Linse kommen. Auch Erkrankungen und Entzündungen des inneren Auges haben in vielen Fällen eine Trübung der Linse zur Folge. Es sind nicht immer beide Augen vom grauen Star betroffen. Weiterhin muss der graue Star nicht an beiden Augen gleichzeitig auftreten. Ein wichtigstes Symptom ist der zunehmende Sehverlust des Tieres. Meist wird dieser Sehverlust erst deutlich, wenn beide Augen gleichermaßen betroffen sind. Die Zeitspanne zwischen Beginn und kompletter Trübung der Linse kann hierbei relativ kurz (1-2 Wochen) bis lang (einige Monate bis Jahre) sein, und es ist nicht immer voraussehbar, ob und wie schnell der graue Star fortschreitet. Es gibt momentan einige Ansätze mit Lanosterol,um den Katarakt zu behandeln, die Forschung steckt jedoch noch mittendrin. So das momentan die Entfernung der getrübten Linsen noch die gängige Behandlungsmethode bei Katarakt ist.

Bei Angel wurde mit 18 Monaten Katarakt diagnostiziert im Rahmen der allgemeinen Untersuchung auf erbliche Augenerkrankungen, ohne spezielle Lampen, ist er selbst im Alter von 9 Jahren (also 7,5 Jahre nach der Diagnose) nicht zu erkennen, bei ihr ist auch nur ein Auge betroffen. Laut letzter Aussage eines DOK-Augenarztes handelt es sich bei Angel um einen stationären Katarakt. Auch Merlin wurde mit 5,5 Jahren mit Katarakt diagnostiziert, nachdem er bereits 4 mal untersucht worden ist und frei von dieser Erkrankung war. Ein Teil seiner Nachzuchten ist auf erbliche Erkrankungen untersucht und bisher wurde bei einem Enkel ebenfalls Katarakt festgestellt, aber wie es bei der Genetik immer üblich ist, es gehören zwei dazu. Leider gibt es keinen Gentest. Ich habe Blutproben von meinen Tieren an ein Labor geschickt und vielleicht einen kleinen Teil zur Entwicklung beitragen zu können.

Progressive Retina Atrophie (PRA)

Die progressive Retinaatrophie ist ein Überbegriff für eine Gruppe erblicher Netzhauterkrankungen, die auf degenerativen oder dysplastischen Veränderungen der lichtempfindlichen Fotorezeptoren (Stäbchen, Zapfen) in der Netzhaut basieren. Die Fotorezeptoren sind für das Sehvermögen essentiell: die Stäbchen sind für das Sehen in der Dämmerung bzw. in der Nacht und die Zapfen für das Farbsehen bei Tageslicht verantwortlich.

Bei Funktionsverlust der Fotorezeptoren kommt es zum Verlust des Sehvermögens bzw. zur Erblindung. Im Verlauf der PRA wird die Netzhaut dünner (man spricht von Atrophie) und die Netzhautgefässe verschwinden. Die PRA tritt immer in beiden Augen auf. PRA beim Hund ist vergleichbar mit der Retinitis Pigmentosa des Menschen.

Die PRA-prcd ist eine Form der PRA und kommt bei vielen Rassen vor, so auch beim Lapphund. Typisch ist ein zu Beginn schlechtes Sehen in der Dämmerung; das Sehvermögen nimmt langsam progressiv ab bis der Hund auch bei Tageslicht nicht mehr sieht. Der Grund dafür ist, dass zuerst die Stäbchen (für das Dämmerungs- und Nachtsehen) und erst später die Zapfen (für das Farbsehen bei Tageslicht) degenerieren. Glücklicherweise steht für diese Art von PRA ein Gentest zur Verfügung, da der Erbgang autosomal rezessiv ist, können auch Träger der Krankheit in die Zucht, diese dürfen jedoch nur mit frei gestesteten Hunden verpaart werden. Nachzuchten aus solchen Verpaarungen müssen ebenfalls vor einem Zuchteinsatz mittels DNA-Test auf prcd-PRA getestet werden. Bonny ist Träger dieser Erkrankung.

Heidi Schulze
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